Ellen Olestjerne by Reventlow Franziska Gräfin zu
Autor:Reventlow, Franziska Gräfin zu
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00
Eines Abends trafen sie sich vor seinem Büro, und da es regnete, gingen sie in ein nahes Weinrestaurant.
»Mein Gott, Ellen, warum strahlen Sie denn heute so?« fragte er, als sie am Tisch saÃen.
»Ja, es geschehen wirklich noch Wunder â denken Sie nur, ein Freund von Detlev will mir bis zum Herbst eine Summe verschaffen, mit der ich nach München gehen und anfangen kann zu malen. Ich kann mich noch kaum besinnen, so unerwartet ist das gekommen.«
Er hob das Glas und sie stieÃen an. »Glück auf, Ellen«, sagte Laurenz und sah sie froh an. »Wenn Sie wüÃten, wie mich das freut. Es kränkt mich schon so, daà ich selbst nicht in der Lage bin, Ihnen zu helfen.«
Ellen war zerstreut, sie konnte heute abend nichts andres denken, als daà ihr brennendster Wunsch in Erfüllung gehen sollte.
»Ich fand es auch zu schrecklich, daà Sie in Stellung gehen wollten.«
»Ja, vorläufig muà ich das wohl noch«, sagte Ellen, »aber nur für die paar Monate, bis ich das Geld bekomme. Es ist so viel, daà ich ungefähr ein halbes Jahr davon leben kann; und um das Weitere ist mir nicht bange. Wenn ich nur erst in München bin. Ob Sie sich denken können, Reinhard, was für mich davon abhängt? Ich könnte alles einschlagen und niedertreten, wenn ich nur malen darf.« »Ich glaube, dazu neigen Sie überhaupt, wenn sich Ihnen etwas entgegenstellt.«
»Ja, sehen Sie, es ist eine ganz dumme Redensart: man kann nicht mit dem Kopf durch die Wand. Ich schwöre darauf, daà man doch durchkann, und wenn ich wüÃte, hinter der Wand ist das, was ich haben will, würde ich immer dagegen rennen. Entweder komme ich durch, oder mein Kopf geht kaputt. Darauf kommt es nicht an.« Reinhard Laurenz lachte, aber im Grunde kam es ihm ernst vor. In Ellen sah er immer noch ein halbes Kind, von dem man nicht weiÃ, wie es sich entwickeln wird, und manchmal wachte in ihm der Wunsch auf, ihr Leben in die Hand zu nehmen und es ihr zu gestalten.
Spät abends brachte er sie nach Hause und sie küÃten sich zum Abschied vor der Tür.
»Vergià nicht, daà ich dein Freund bin«, sagte er leise; »und wenn â. Ich möchte jetzt nicht noch mehr Verwirrung in Ihr Leben bringen, Ellen, aber wir wollen uns wiedersehen.«
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